Jagen in Deutschland hat lange Tradition. Natürlich darf nicht einfach irgendwer irgendwo in einen Wald spazieren und wild drauflos jagen. Erst nach einer intensiven Ausbildung und aufwendiger Prüfung (grünes Abitur), ist Mann/Frau Narturschützer, Jäger und Heger mit der Flinte. Im gesamten Bundesgebiet existieren gesetzliche Regelungen die Jagd – und mit ihr auch die Schonzeiten von Jagdwild – betreffend. Für eine Nachhaltigkeit der Jagd sind besonders die Schonzeiten von elementarer Wichtigkeit. Sie dienen der Erhaltung von jagdbarem Wild und reglementieren den Schutz während der Paarungszeit, über die Geburt bis hin zur Aufzucht. Eine wichtigste Eigenschaft der Schonzeit ist es dafür zu sorgen, dass so Jungtiere nicht ihre Eltern verlieren. Verwaiste Jungtiere versterben oftmals an Unterernährung, da sie sich noch nicht selber ausreichend versorgen können. Im Herbst und Winter allerdings ist Hochsaison für die Jagd. Was genau gejagt werden darf ist von Land zu Land unterschiedlich. Wer auf die Jagd gehen möchte, sollte in jedem Fall vorher prüfen, für welche Jagdtiere (Bundesland) Schonzeiten gelten.
Jagen und Schonzeiten
Allgemein lässt sich sagen, allen regionalen Unterschieden zum Trotz, dass bundesweit sich die Schonzeit für Wild von März bis August streckt und für die meisten Wildvögel von Mitte Januar bis zum Ende des Septembers gilt. Ausnahmen zu diesen Faustregeln sind die Schonzeiten für seltene Tiere. Wild wie die Schnepfe oder die Wachtel dürfen nur in besonderen Einzelfällen gejagt werden. Zusätzlich verkompliziert wird die Jagd durch zwei weitere Umstände: die Naturgebiete der Bundesländer unterscheiden sich teilweise maßgeblich. Obendrein richten sich die Schonzeiten auch am aktuellen Wildbestand. Und dieser kann von Jahr zu Jahr Schwankungen unterworfen sein. Von daher sind die Bestimmungen zur Schonzeit auch veränderlich.
Der Wildbestand kann allerdings auch Schonzeiten aushebeln. Da die Einmischung des Menschen in die Umwelt, sei es durch Jagd, Industrialisierung oder Abholzung, immer wieder zu empfindlichen Störungen des natürlichen Gleichgewichts geführt hat und noch immer führt, kommt es ständig zu Wildüberschüssen. Hier sind dann Jäger auch außerhalb der Saison gefragt den Wildbestand zu korrigieren. Der übliche Grund für derartige Überschüsse ist der Mangel an natürlichen Feinden einer Tierart. Besonders Kaninchen und Rehe sowie Wildschweine sind Arten, die regelmäßig durch Freigaben im Bestand reduziert werden müssen. Die gegrabenen Erdhöhlen der Kaninchen können z.B. eine erhebliche Gefahr darstellen, die Rehe fressen junge Bäume und Wildschweine können (genau wie Hausschweine) zum Überträger der Afrikanischen Schweinepest (ASP) werden. In ihren natürlichen Habitaten mangelt es häufig an Fressfeinden wie dem Wolf, dem Luchs und großen Greifvögeln. Ebenfalls bemerkbar macht sich der Klimawandel. Der Winter in Deutschland ist in den letzten Jahren sehr mild gewesen. Dadurch entsteht immer wieder ein größerer Wildbestand im Frühling als angenommen.
Jagdrecht: Ländersache
Hier darf der Jäger allerdings nicht einfach so selber tätigt werden. Es liegt in den Händen lokaler und regionaler Volksvertreter zu entscheiden, ob wirklich ein Überschuss an Wild besteht. Dies gilt auch wenn es um das eigene Grundstück geht oder ein bemerkbarer Schaden besteht. Überpopulationen sind dennoch nicht zu unterschätzen und können sogar Menschenleben gefährden. Diese geschieht normalerweise übrigens nicht durch reißende Wölfe oder marodierende Bären. Die größte Gefahr geht beispielsweise von Kaninchen aus. Ihre Bauten können Deichsysteme zum Einsturz bringen und Bahntrassen empfindlich beschädigen. In solchen Lagen wird eine Schonzeit verkürzt oder sogar komplett aufgehoben.
Dennoch gilt: Es entscheidet der Gesetzgeber über die Jagd. Verstöße gegen das Bundesjagdgesetz (BJagdG) werden mit Geldstrafen von bis zu 5.000 Euro geahndet. Gerichte behalten sich des Weiteren vor bei Straftaten (auch ohne Verbindung mit der Jagd) einen Jagdschein zu entziehen. Sie können zusätzlich einem Straftäter eine Sperre für die Jagd von bis zu 5 Jahren in einem Urteil anhängig machen. Bei regelmäßigen Verstößen gegen das Jagdrecht ist es sogar üblich eine solche Sperre ohne Frist zu verhängen. Hierzu muss das Gericht allerdings einen Antrag stellen. Sollte der ein gerichtlicher Fall nicht eindeutig im Bundesjagdgesetz geregelt sein, obliegt es den Bundesländern selber zu entscheiden.
Wer also auf Nummer sicher gehen möchte – was man in allen Belangen die Jagd betreffend tun sollte – überprüft vorab im Internet aktuelle Jagdbestimmungen für die eigene Region. Was letztes Jahr galt, muss nicht mehr zwingend Bestand haben. Die einzelnen Bundesländer veröffentlichen zu den Wildarten übersichtliche Tabellen die Schonzeiten betreffend. Bedenken Sie immer: es wollen auch noch Jäger nach Ihnen kommen und unser aller Umwelt muss geschützt werden. Die Schonzeiten dienen nicht allein dem Schutz der Tiere, sondern auch der zukünftigen Jagd.
Neben diesen allgemeinen Grundlagen zur Jagd im Winter, stellt diese noch ihre ganz eigenen Anforderungen an den Jäger und die Jagdausrüstung. Zwar sind die meisten Tage im deutschen Winter eher mild, allerdings stellt auch feuchtes Extremwetter hohe Ansprüche an den Jäger und das Equipment. Noch deutlich extremer können die Witterungsbedingungen sein, denen sich Auslandsjäger im Winter gegenübersehen. Generell gilt auf der Jagd im Winter: Kälte ist nie zu unterschätzen. Gepaart mit Feuchtigkeit und Wind kann sie schnell die Gesundheit gefährden und sogar zum Tode führen. Auch bei Temperaturen, die noch über dem Gefrierpunkt liegen.
Abdeckplanen für einen trockenen Hochsitz
Gute Vorbereitung für die Winterjagd beginnt nicht erst kurz vor der Pirsch. Bereits im Frühjahr, Sommer oder Herbst lässt sich ein Hochsitz wunderbar mit einer wasserdichten Plane vor Schnee und Regen schützen. So bleibt das Innere des Hochsitzes trocken. Dies verhindert die Bildung von rutschigen oder gar vereisten Flächen. Das Risiko eines Unfalls im Hochsitz lässt sich mit einer solchen Kanzeldachplane stark minimieren und ein trockener Grund im Hochsitz beugt zusätzlichen Faktoren für eine Unterkühlung vor.
Die richtige Bekleidung für die Winterjagd
In Deutschland herrschen auch in extremen Wetterlagen keine „arktische“ Verhältnisse. Tatsächlich können Nässe und Wind sich im europäischen Winter als weitaus gefährlicher erweisen als die trockene Kälte der Arktis. Grund dafür liegt im natürlichen Wärmemantel des Menschen. Wie die meisten Lebewesen auf diesem Planeten erwärmen auch wir die Luft unmittelbar um uns herum. Wind jedoch stört diesen unsichtbaren Schutz. Herrscht beispielsweise eine Außentemperatur von 0 Grad Celsius und wirkt dabei auf den menschlichen Körper eine moderate Windgeschwindigkeit von 18 km/h ein, so beträgt die gefühlte Temperatur bereits -8 Grad Celsius. Je stärker der Wind weht, desto geringer wird die wahrgenommene Temperatur. Bei Geschwindigkeiten von rund 35 km/h fällt die gefühlte Temperatur schon auf -15 Grad. Sinkt die tatsächliche Temperatur ebenfalls werden auch bei harmlosen Windverhältnissen aus -10 Grad Celsius schnell -21 Grad Celsius. Nässe verschärft diese Gefahren noch zusätzlich. Verdunstende Flüssigkeiten, auch solche aus dem Wärmemantel des Menschen, erzeugen Verdunstungskälte. Von Regen und Schnee, aber auch vom eigenen Schweiß durchnässte Kleidung entzieht dem menschlichen Körper rasend schnell Wärme.
Behält man diese grundlegenden Gefahren des deutschen Winters für die Jagd im Hinterkopf, lassen sich einige sinnvolle Schlüsse für die richtige Bekleidungswahl folgern:
Wie eigentlich immer im Winter ist es angebracht sich im „Zwiebellook“ zu kleiden. Analog zu den Schichten einer Zwiebel kann bei mehreren Schichten an Kleidung die Luft gut zirkulieren. Sofern zumindest die Kleidung auch atmen kann, also nicht zu eng sitzt. Ein gutes Beispiel ist die Kombination von Funktionswäsche (diese sorgt dafür, dass der eigene Schweiß vom Körper weg transportiert wird) mit einem bequemen Pullover, einer winddichten, wärmenden Unterjacke und einer wasserdichten Außenjacke. Letztere muss es jedoch unbedingt zulassen, dass der Körper „atmen“ kann und das Flüssigkeit von innen nach außen transportiert werden kann. Im Folgenden haben wir für Sie eine Liste an guten Bekleidungen und Stoffen zusammengestellt:
Material
- Für die Außenjacke: zu Weltruhm nicht nur für Jäger, sondern eigentlich für jede Outdoor-Aktivität an den kühleren Tagen ist „Gore-Tex“ gelangt. Gore-Tex ist eigentlich nur ein Eigenname für eine Art Membran, die auf einen Stoff mittels Hitze auf foliert wird. Neben Gore-Tex existiert eine ganze Reihe ähnlich atmungsaktiver Folien und Beschichtungen. Hier lässt sich allerdings grundsätzlich festhalten, dass Membranen deutlich mehr aushalten als „aufgepinselte“ Beschichtungen.
- Unterjacke: Die Königsklasse für eine Innenjacke belegt noch immer Fleece. Die wärmenden Eigenschaften des Fleece liegen einfach deutlich über denen von natürlichen Stoffen. Obendrein trocknet Fleece schneller – wodurch sich das Material auch bei Ansitzsäcken und Sleepling Bags empfiehlt. Fleece wird meist in einer Gewichtsklasse angegeben. Hier gilt: je höher das Gewicht je Quadratmeter, desto höher die wärmenden Eigenschaften des Fleece.
- Unterwäsche: Besonders gut für Unterwäsche (aber auch für ein Hemd, T-Shirt oder eine Jagdbluse) eignen sich Funktionsfasern. Nylon und Polyester sind aufgrund des minimalen Eigengewichts und ihrer ausgesprochen schnellen Art der Trocknung schier ideal. Tatsächlich ist Unterwäsche aus Funktionsfasern oftmals schon ausreichend, um das „Wohlgefühl“ während der Jagd hochzuhalten. Ob dem häufigen Wechsel von Phasen der Anstrengung und Ruhe während einer Jagd hat die Unterwäsche genug Zeit immer wieder zu trocknen und transportiert ständig den eigenen Schweiß vom Körper weg.
Bei der Jagd zu schwitzen ist völlig normal. Im Winter, warm im Zwiebelprinzip eingepackt, lassen sich immer wieder einzelne Schichten ablegen. Steht planbar eine Phase von körperlicher Anstrengung bevor, lässt sich zum Beispiel einfach der Pullover oder eine der Jacken ausziehen. Hat man dennoch stark geschwitzt, so kann man während einer kurzen Rast einfach frische, trockene Ersatzwäsche anziehen, sofern sich ein windgeschützter Platz findet. Wichtig ist bei dem Wechsel von Wäsche zu beachten, dass nach Möglichkeit vor einer körperlichen Anstrengung, in die bereits durchgeschwitzte Wäsche geschlüpft wird. So bleibt ein Set immer trocken. Nicht getragene Kleidung muss zudem immer vor Witterung und Feuchtigkeit geschützt werden.
Schuhe
Die Wahl des richtigen Schuhwerks kann schnell über einen angenehmen Verlauf einer Winterjagd entscheiden. Allgemein sollte man Schuhe wählen, die groß genug dafür sind in ihnen eine Einlegesohle tragen zu können, sowie wärmende, dicke Socken. Ein echter Geheimtipp sind die mittlerweile aus modischer Sicht als rückständig geltenden Gamaschen. Sie schützen den Schuh und mit ihm den Fuß vor dem Eindringen von Feuchtigkeit und Kälte.
- Praktisch für die Winterjagd sind sogenannte „Duck Boots“. Die Kombination von Leder und Gummi sorgen für eine gute Isolierung der Füße. Zwar sind die Stiefel auch als rein modische Varianten zu finden, erfreuen sich bei Jägern aber einer anhaltenden Beliebtheit.
Waffen
Metall hat die Eigenschaft zu vereisen oder zumindest zu beschlagen, wenn es einem schnellen Temperaturwechsel ausgesetzt wird. Obendrein entsteht so schneller Rost. Eine gute Richtlinie ist es deswegen Waffen unter möglichst ähnlichen Temperaturen aufzubewahren, wie sie eingesetzt werden sollen. Zumindest sofern dafür nicht gegen das geltende Waffengesetz verstoßen werden muss. Zusätzlich sollten die Jagdwaffen vor direkten Einflüssen von Wind, Wetter, Schnee und Regen geschützt werden.
Sollten dennoch bewegliche Teile einer Waffe während der Winterjagd einmal festfrieren, gilt: Ruhe bewahren. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen dies mit Gewalt zu lösen. So beschädigen Sie höchstens die Waffe und gefährden im schlimmsten Fall bei der Nutzung Ihre eigene Gesundheit. Festgefrorene Teile lassen sich am besten mit einem erwärmten Korrosionsschutzmittel lösen.
Ebenfalls nicht ungefährlich ist es, wenn Teile der Waffe, die sich durch die Abgabe eines Schusses erhitzt haben, mit Schnee oder kaltem Wasser in Kontakt kommen. So kann sich beispielsweise der Lauf verziehen. Wird mit einem verzogenen Lauf geschossen, kann dieser Reißen, was schlussendlich sogar zum Tode des Jägers führen kann. Nicht minder gefährlich ist es, wenn sich Kondenswasser im Lauf sammelt. Dies kann den „Morgentau-Effekt“ auslösen: das Schießpulver in der abgefeuerten Patrone verbrennt nicht vollständig. Die Reste des Pulvers setzen sich am Rand des Laufs ab und trocknen dort an. Schon der nächste Schuss kann das angesetzte Schießpulver entzünden und eine Explosion auslösen. Eine regelmäßige Inspektion der Waffen, besonders während der Jagdsaison im Winter ist neben der üblichen Pflege ein Muss.
Jagdverpflegung
Wer im Winter jagt, muss seinen Körper mit energiereicher Nahrung, auch während der Winterjagd, versorgen. Diese sollte warm sein, den kalte Nahrung entzieht dem menschlichen Körper zusätzlich Temperatur. Gleiches gilt für Getränke. Packen Sie also Tee oder Kaffee in einer Thermoskanne ein und in einer weiteren eine nahrhafte Suppe oder einen Eintopf. Alkohol während der Winterjagd ist unbedingt zu vermeiden. Dieser erweitert die Blutgefäße und steigert das Risiko für eine Unterkühlung.
Wichtig für die Winterjagd: Das eigene Aufwärmen
Wärmende Kleidung anzulegen ist nicht der einzige Weg den menschlichen Körper aufzuwärmen. Kleidung dient während der Winterjagd nur dazu keine Temperatur zu verlieren. Eigenwärme lässt sich natürlich durch Bewegung erzeugen, was allerdings wertvolle Energie kosten kann. Deutlich hilfreicher ist das Konsumieren von warmen Getränken und heißer Nahrung. Gleichfalls hilfreich sind Wärmequellen wie Gaskocher, Feuer oder Kerzen. Ideal ist der Aufenthalt in einer beheizten Jagdhütte oder einem Fahrzeug.
Sehr hilfreich ist es während der Winterjagd den Aufenthalt im Wind und „Kälteseen“ zu vermeiden. Der Wald bietet zum Glück selber schon einen guten Schutz vor dem Wind. Kälteseen entstehen überall dort, wo sie kalte, schwerere Luft ansammeln kann. Die geschieht meist in der Nähe von Bergen, da kalte Luft talwärts abfließt. In Tälern und Becken können sich Kälteseen bilden, in denen die Temperatur sehr merklich unter der Tagestemperatur liegt.
In milden Regionen wie Deutschland müssen Sie sich nicht mit denselben Überlebenstechniken wie auf einer Auslandsjagd auseinandersetzen. Bei allen Gefahren einer Winterjagd in Deutschland sind diese gut kontrollierbar. Mit einer guten und gepflegten Ausrüstung wird die Winterjagd zu einer spannenden Herausforderung, bei der sich kein Jäger um das eigene Leben sorgen muss.