Je nachdem welchen Jäger man wo fragt, was denn wirklich essenzielles Equipment für eine Winterjagd (oder die Jagd allgemein) sei, wird man sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Für Waidmänner und Waidfrauen ist das Thema der richtigen Ausrüstung ein sehr kontroverses Feld.
Ein traditioneller Purist wird sagen, man braucht nicht mehr als eine gute Jagdflinte, ein Messer und feste Kleidung aus Wolle. Alles weitere wäre „unnötige Spielerei“, die vom Wesentlichen ablenkt.
Ein Ausrüstungs-Junkie würde erwidern, dass Kleidung aus ultraleichten Fasern genauso unverzichtbar ist, wie auf Effizienz getrimmtes State-of-the-Art Equipment. Nur so wäre man für diverse Unvorhersehbarkeiten optimal vorbereitet.
Als Neuling kann es schnell verwirrend sein, sich beide Meinungen anhören zu müssen. Natürlich hat auch jeder Jäger eine eigene Meinung, die gerne mit Inbrunst vertreten wird. Sie ist allerdings wenig hilfreich, wenn sich jemand „Frisches“ mit diesem Thema zu befassen versucht. Dennoch haben beide Parteien in sich Recht, die Wahrheit liegt wie so oft „dazwischen“. Generell gibt es eine ganze Reihe wichtiger Kleidungs- und Ausrüstungsstücke, die ein Jäger auf eine Winterjagd mitnehmen sollte.
Besonders die Kleidung betreffend, neigen Neulinge dazu, den deutschen Winter zu unterschätzen. Zwar fallen die Temperaturen nur selten unter -10 Grad Celsius, allerdings sind Nässe und Wind tückische Kontrahenten für den Jäger im Winter. Falsche Kleidung kann die Gesundheit gefährden und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen. Gleiches gilt für unachtsam behandelte oder „sparfüchsig“ erworbene Waffen.
Als unerfahrener Jäger ist es sicherlich nicht verkehrt sich mit eher „sportlicher“ Ausrüstung einzudecken, auch auf die Gefahr hin, sich von Traditionalisten Sprüche anhören zu müssen. Allerdings sollte grad ein Jungjäger es nicht übertreiben. Jedes unnötige Kilo Ausrüstung ist eines zu viel. Jagen ist eine Frage der Ausdauer. Momente der Ruhe werden durch Momente der Anstrengung abgelöst. Wer auf die Jagd geht, sollte dies gut vorbereitet tun, aber nicht schwer bepackt.
Ein gute Basis-Ausrüstung ist in jedem Fall der richtige Anfang. Besonders auf der Winterjagd.
Jagdstiefel für den Winter
Wer kalte Füße hat, beginnt am ganzen Körper zu frieren. Ein frierender und auskühlender Jäger wird sich schlecht konzentrieren können. Von einer potenziellen Gesundheitsgefährdung einer Unterkühlung einmal völlig abgesehen. Für eine Jagd im Winter braucht es gutes, warmes Schuhwerk und an diesem sollte nicht gespart werden. Eine gute Isolierung (ab 800 Gramm aufwärts) wird auf einer Winterjagd Gold wert sein. Unabhängig von der schlussendlichen Stiefelwahl sollten diese eine Größe größer als normale Straßenschuhe gekauft werden. So lassen sich dicke Wollsocken und eventuell eine zusätzlich wärmende Einlage im Schuh unterbringen – ohne dabei den Fuß einzuengen. Ein Jäger sollte auch mit Einlage und dicken Socken im Stiefel für die Winterjagd noch genug Platz haben seine Zehen zu bewegen. Ist dem nicht der Fall, ist der Blutfluss im Fuß bereits eingeschränkt. Kann das Blut im Fuß nicht mehr gut zirkulieren, kühlen die Füße deutlich schneller aus.
Kleiner Tipp zu neuen Jagdstiefeln: sie sollten nicht auf einer Jagd eingetragen werden. Auch die besten Stiefel können einem Jäger beim Eintragen Blasen verpassen.
Jagdkleidung auf der winterlichen Jagd
Grundsätzlich stellt sich an die richtige Kleidung für die Jagd im Winter die gleichen Anforderungen wie an angemessene Kleidung für beispielsweise eine winterliche Bergwanderung. Sie sollte wärmen, dem Körper allerdings genug Luft zum Atmen lassen. Kleidung für die Winterjagd sollte in Schichten getragen werden – also dem berühmten „Zwiebellook“ entsprechen. Auch wenn es natürlich nicht verkehrt ist auf der Jagd gut auszusehen, sollte der Look dennoch zweitrangig sein. Schnell unterschätzen besonders Neulinge die Gefahren für die Gesundheit während der Winterjagd. In Mitteleuropa werden zwar keine sibirischen oder gar arktischen Temperaturen erreicht, aber Nässe und Wind können sehr schnell aus moderaten Wintergraden tückische Kälte machen – zumindest gefühlt. Dies liegt zum einen daran, dass kühler Wind unseren Wärmemantel empfindlich stört. Wie alle Säugetiere erwärmen wir mit unserer eigenen Körpertemperatur die Luft unmittelbar um uns herum. Diese Eigenschaft ist ein wichtiger Schutzschild gegen Kälte. Der Wind jedoch bläst diesen Schutz förmlich davon. So kann schon ein leichter Wind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine gefühlte Kälte von -10 Grad Celsius erzeugen. Und bei einer wirklichen Winterjagd im Januar oder Februar liegt die gefühlte Temperatur schnell bei -20 Grad. Wer sich zu lange mit der „falschen“ Bekleidung in einer solchen Kälte aufhält, riskiert im günstigen Fall eine ordentliche Erkältung, wahrscheinlich aber eine Unterkühlung, Bronchitis, Lungenentzündung oder im schlimmsten Fall den Tod.
Ebenfalls auf die Umgebungstemperatur können sich in Bergregionen sogenannte „Kälteseen“ auswirken. Diese entstehen in Tälern. Kalte Luft hat die Eigenschaft schwerer als warme Luft zu seien. Deswegen fließt sie an Berghängen förmlich ab und sammelt sich in Tälern und Mulden. In einem solchen Kältesee kann die Temperatur durchaus 10 Grad oder mehr weniger betragen als der Wetterbericht ansagte.
Die Wahl der richtigen Bekleidung sorgt somit nicht nur dafür gesund zu bleiben, sie stell auch sicher, dass der winterliche Jagdausflug zu einem angenehmen Erlebnis für alle Beteiligten wird. Ein ständig über das Wetter jammernder Jäger ist nämlich eine zusätzliche Belastung auf die jeder Begleiter gut verzichten kann.
Wie allgemein bei der Bekleidung für Outdoor-Aktivitäten gilt auch bei der Jagd: Finger weg von Baumwolle. Baumwolle trägt den Schweiß nicht weg vom Körper, sondern saugt ihn lediglich auf. Zusätzlich bietet Baumwolle kaum isolierende Eigenschaften und kann keine Wärme speichern. Der jagende Purist würde an dieser Stelle Wolle vorschlagen, der moderne Jäger auf Nylon- und Polyester pochen. Recht hätten sie beide. Wolle ist nie verkehrt, wenn es darum geht warm zu bleiben, „Performance Materialien“ haben allerdings den unbestreitbaren Vorteil schneller zu trocknen und leichter zu sein.
Stufe 1 Unterbekleidung auf der Winterjagd
Die Wahl der richtigen Kleidung für die Winterjagd beginnt direkt über der Haut. Schon hier kann ein Jäger schwerwiegende Fehler machen, die eine Jagd-Partie zu einem Erlebnis der weniger angenehmen Art werden lassen. Unterkleidung für die Winterjagd sollte Flüssigkeit weg vom Körper transportieren können. Andernfalls saugt sie sich am Körper fest, kühlt an sich aus und sorgt zusätzlich dafür, dass der eigene Körper noch weiter herab gekühlt wird.
Ganz oben in der Materialwahl für Unterwäsche auf der winterlichen Jagd stehen Merino-Wolle und synthetische Fasern. Ein Set an dicken Socken, enganliegender, langer Unterhose und einem Unterhemd mit Ärmeln sind ein Muss. In den Rucksack für den längeren Jagd Trip gehört zudem für den Fall der Fälle ein Wechselset. Hersteller für Sportbekleidung wie „Under Armour“ haben eine sehr gute Auswahl an Unterbekleidung für jegliche Outdoor-Aktivitäten.
Stufe 2 Isolierung der Jagdkleidung
Die Kleidungsschichten über der Unterwäsche dienen in erster Linie der Isolierung. Sie sollen dafür sorgen, dass die Wärme dortbleibt, wo sie hingehört: am Körper. Sie muss allerdings ebenfalls Feuchtigkeit nach außen transportieren können. Sweatshirts, Pullover, Unterjacken und Westen aus Polyester, Wolle und Fleece sind optimal. Wichtig ist, dass sie sich problemlos ablegen lassen. So ist gewährleistet, dass man sich im Bedarfsfall von hinderlicher Kleidung trennen kann und Kleidungsstücke ablegen kann, wenn körperlich anstrengende Passage der Jagd anstehen. Wer schwere Kleidung wählt, kann diese nicht an die Gegebenheiten während der Winterjagd anpassen. Allein das Erklimmen eines Hochsitzes kann im Winter mit voller Ausrüstung eine schweißtreibende Angelegenheit sein, trotz tiefer Temperaturen. Hier bietet es sich an zunächst einen Teil der isolierenden Kleidung abzulegen, um sie erst im Hochstand wieder anzulegen.
An Material für die isolierenden Schichten bieten sich Kleidungsstücke aus Fleece, Polyester, Merino-Wolle und Alpaka-Wolle an. Beim Einkauf entscheidet oftmals nicht einmal der Preis über die Qualität.
Stufe 3 Außenschicht der Jagdkleidung im Winter
Die letzte Schicht idealer Kleidung für die Winterjagd sollte Wasser und Wind etwas entgegensetzen können. Sie „siegelt“ den Körper ab und hält den Einfluss der winterlichen Elemente fern. Eine Jagdjacke sollte eher etwas zu groß sein, anstatt eng anzuliegen. Luftansammlungen unter der Außenschicht erwärmen sich durch die Körpertemperatur und Bewegung. Die Außenkleidung sollte keine unnötigen Geräusche verursachen. Vor dem Kauf bietet es sich an den Stoff der zukünftigen Jagdjacke aneinander zu reiben. Raschelnde Geräusche können das Jagdwild erschrecken und verscheuchen.
Accessoires auf der Winterjagd
Auch wenn das Wort „Accessoire“ von vielen Menschen instinktiv mit Schmuck oder Taschen verbunden wird, hier steht es für Hüte, Handschuhe, Schals und Masken. Letztere zwei sind nachrangig, wenn es nicht grade lange in wirklich eisige Temperaturen geht.
In Sachen Handschuhe sollten für eine Winterjagd zwei Paare eingepackt werden. Ein paar sollte eher dünn und eng anliegend sein, so dass der Winterjäger die Waffe noch problemlos bedienen kann. Ein dickeres, schweres Paar sollte immer dann getragen werden, wenn Fingerfertigkeit nicht gefordert ist. Wolle ist hier erneut eines der besten Materialien, eine Innenschicht aus Fleece sorgt für zusätzliche Wärme auf dem Kopf und an den Fingern. Nichts ist enervierender als mit kalten, steifen Fingern auf ein Wild anzulegen.
Ein guter Rucksack ist zusätzlich für die Jagd im Winter unerlässlich. Irgendwie will die Ausrüstung ja auch transportiert werden. Dieser muss nicht aufsehenerregend sein. Es geht noch immer auf die Jagd und nicht auf den Laufsteg. Wichtig ist, dass er genug Raum bietet, alles wirklich Notwendige gut erreichbar ist und der Rucksack beim Tragen nicht ständig Lärm verursacht. Wasserdicht sollte er obendrein sein. Niemand möchte beim Kleidungswechsel plötzlich feststellen, dass die Wechselwäsche nass und kalt ist.
Weitere Ausrüstung für die Winterjagd
In den Rucksack für die Jagd im Winter gehören neben Kleidung zum Wechseln auch noch eine ganze Reihe anderer Ausrüstungsstücke. Jagen an sich ist schon eine kräfte- und nervenzehrende Aktivität. Wenn die Kräfte jedoch nachlassen, kühlt der Körper zusätzlich aus. Was wiederum die Nerven strapaziert. Von daher gehört in den Rucksack für der Jagd sowohl feste als auch flüssige Nahrung. Ist der Jagdtrip ein kurzer sind sicherlich zwei Thermoskannen ausreichend, die eine mit einer wärmenden Suppe oder einem Eintopf gefüllt, die andere mit Tee. Von Kaffee ist eher abzuraten, da dieser, deutlich stärker als Kaffee, dem Körper stark entwässert. Ebenfalls abzuraten ist vom Alkoholkonsum während der Winterjagd. Alkohol vergrößert die Zellen, wodurch der Körper schnell auskühlen kann.
Ansitzsack für die Winterjagd
Bei winterlichen Temperaturen kühlt der Körper besonders dann schnell aus, wenn lange stillgehalten werden muss. Auf dem Ansitz schützt ideal vor der Auskühlung: der Ansitzsack. Diese praktische Erfindung erinnert ein wenig an einen Schlafsack, in den der Jäger voller Jagdmontur schlüpfen kann. Dennoch verhindert die Bauweise eines Ansitzsacks, dass die Beweglichkeit eingeschränkt wird oder man gar nach kürzester Zeit auf dem Ansitz völlig durchgeschwitzt ist. Die meisten Ansitzsäcke lassen sich zusätzlich mit Taschenöfen oder ähnlichen Heizelementen ausstatten. Für die Pirschjagd bieten viele Ausstatter eine Ansitzjacke an.
Wildtasche für die Winterjagd
Wer im Winter auf die Pirsch geht, besonders dann, wenn es auf Niederwild geht, muss die erlegte Beute natürlich auch abtransportieren können. Mit einer Niederwildtasche lassen sich Wasserwild, Hasen, Tauben ideal transportieren. Ausgenommen vom Transport mit einer Wildtasche sind Rehe, die, je nach Definition ebenfalls zum „niederen Wild“ gehören. Rein historisch gesehen fällt nämlich unter das „niedere Wild“ alle jene Beute, die auch von dem gemeinen Volk erlegt werden darf und nicht dem Adel vorbehalten ist. Heutzutage gibt es solche Beschränkungen glücklicherweise nicht mehr. Ein Wildtasche ist idealerweise auswaschbar und wasserdicht.
Wildwanne für die Winterjagd
Schweres Hochwild transportiert man idealerweise mit einem nahegelegenen Fahrzeug ab. Allerdings muss die Beute auch erst einmal dorthin geschafft werden. Dafür und um eine Verschmutzung des Autos zu verhindern, ist eine Wildwanne unerlässlich. Moderne Wildwannen sind schon lange keine echten „Wannen“ mehr, sondern Säcke mit Zug aus stabilem, flexiblem Material. So lässt sich die Wildwanne einfach zum Hochsitz schaffen und kann platzsparend verstaut werden.
Das Jagdmesser für die Winterjagd
Zur Ausrüstung gehört auch ein Jagdmesser. Ein gutes Messer ist auf jeder Jagd ein Muss, ganz unabhängig von der Jahreszeit. Allgemein für die Wahl des richtigen Messers ist zunächst, dass es perfekt in der Hand liegt. Obendrein sollte es immer gut geschärft sein. Der Jäger sollte mit seinem Jagdmesser das Wild sowohl abnicken, aufbrechen und zerwirken können. Ob die Klinge dafür nun feststehend oder klappbar sein sollte, daran
scheiden sich die Geister. Sie sollte allerdings auf keinen Fall zu groß, oder zu schwer sein – zu kurz natürlich auch nicht. Wer ein Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 12 Zentimetern mit sich führen möchte, darf dieses gemäß dem deutschen Waffengesetz nicht am Gürtel tragen, sondern muss es im Rucksack transportieren.
Rechtlich müssen zum Jagdmesser noch einige Punkte angemerkt sein, die manchem Jäger in spe nicht bewusst sind. Allgemein ist zunächst jedes Jagdmesser eine Waffe. Als solche gehört auch ein Jagdmesser nur in die Hände von Menschen, die damit verantwortungsvoll umgehen können und wollen. Jagdmesser fallen unter das Waffengesetz. Das deutsche Waffengesetz legt eindeutig und unmissverständlich fest, dass Waffen nur von Personen benutzt werden dürfen, die volljährig, also 18 Jahre alt sind. Somit darf auch keine Person von unter 18 Jahren ein Messer erwerben. Für den Transport ist ein Jäger verpflichtet das Messer in einer Messerschneide zu tragen. Zusätzlich sind folgende Messer in Deutschland per Gesetz verboten: Faustmesser, Fallmesser und Butterfly-Klingen.
Nahrung für die Winterjagd
Wie bereits erwähnt ist eine Winterjagd kräftezehrend. Wo für einen Tagesausflug sicherlich ein Set an Thermoskannen mit flüssiger Nahrung ausreicht, sollte auf einem langen Jagdausflug ein leichter Gaskocher eingepackt werden. Im Winter sollte ein Jäger nach Möglichkeiten auf der Jagd zu warmer Nahrung greifen. Kalte Nahrung kühlt den Körper von Innen aus.
Erste Hilfe auf der Winterjagd
Auf einer Jagd kann sich ein Jäger auf die unterschiedlichsten Arten verletzen. Wälder sind ein übersichtliches Terrain und der Jäger führt selber bereits eine ganze Reihe von Objekten mit sich, an denen man sich verletzen kann – auch bei einem verantwortungsvollen Umgang mit der Ausrüstung. Von daher gehört ein gut ausgestatteter Erste Hilfe Kasten auf jeden Fall in den Jagdrucksack – und das nicht nur auf der Winterjagd.
Wir wünschen viel Freude und Erfolg auf der nächsten Winterjagd und Waidmanns Heil.